Das Sozial- und Gesundheitswesen wächst. Immer mehr gemeinnützige und gewerbliche Anbieter strömen auf einen durch die demografische Entwicklung und die Zunahme sozialer Ungleichheit wachsenden Markt. Neben gut ausgebildeten Fachkräften in unteren Ebenen fehlen insbesondere qualifizierte Bewerber für das mittlere Management. Diese Lücke schließt eine berufliche Weiterbildung, die in die Prüfung zum Fachwirt im Sozialwesen und Gesundheitswesen (umgangssprachlich auch kurz: FW-GuS) mündet. Den von der Industrie- und Handelskammer (IHK) bundesweit einheitlich geprüften Fachwirten steht anschließend eine Karriere im mittleren Management des Sozialwesens oder Gesundheitswesens offen.
Was beinhaltet die Ausbildung zum Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen?
Die Vorbereitung auf den Abschluss als Geprüfter Fachwirt im Sozialwesen und Gesundheitswesen vermittelt dir betriebswirtschaftliche Fähigkeiten und fachspezifische Kompetenzen des Berufsfeldes. Inhaltlich setzt du dich unter anderem mit:
- volks- und betriebswirtschaftlichen Themen,
- branchenspezifischen Recht,
- Managementaufgaben,
- und Marketing
- auseinander.
Diesen wirtschaftsbezogenen Teil der Fortbildung kombinierst du mit handlungsspezifischen Themen wie Sozial- und Gesundheitsökonomie und Lösungsansätzen für die besonderen Herausforderungen und die spezielle Verantwortung im Sozial- und Gesundheitswesen.
Der Abschluss zum Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen ist bundesweit anerkannt. Er ermöglicht dir nach einer Ausbildung und erster Berufserfahrung den Aufstieg in Managementpositionen. Du arbeitest in:
- Kliniken,
- Rehabilitations- und Vorsorgeeinrichtungen,
- Wohnheimen,
- Pflegeeinrichtungen,
- Krankenkassen,
- Knappschaften
- oder für die Sozial- und Wohlfahrtsverbänden.
Kurz: Du startest deine Karriere neu und übernimmst erste verantwortungsvolle Führungsaufgaben.
Was ist ein Fachwirt?
Der Abschluss Fachwirt ist eine bundesweit anerkannte Qualifikation im kaufmännischen Bereich, der mit einem Meistertitel im Handwerk vergleichbar ist. Die Weiterbildung zum Fachwirt beinhaltet dabei stets zwei Themenblöcke. Diese sind:
- Der wirtschaftsbezogene Teil, der zum Beispiel allgemeines betriebswirtschaftliches Wissen vermittelt.
- Der handlungsspezifische Teil, der die branchenüblichen Herausforderungen und ihre Lösungsansätze thematisiert.
Diese Themenblöcke sind Inhalt der standardisierten Abschlussprüfung, die in der Regel eine regionale IHK anbietet. Diese Prüfung ist gleichzeitig Abschluss aller Weiterbildungsangebote von Fernakademien, Bildungsinstituten oder bei einem berufsbegleitenden Selbststudium.
Der Fachwirt ist im Vergleich unterhalb des Betriebswirtes anzusiedeln. Ein Betriebswirt ist allgemeiner ausgebildet, der Fachwirt spezifischer auf konkrete Tätigkeiten vorbereitet. In der Praxis gibt es bei den betrieblichen Aufgaben jedoch nur wenig Unterschiede. Ein Betriebswirt hat jedoch häufig bessere Gehalts- und Karrierechancen. Dennoch erhältst du mit einem Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen einen wichtigen Abschluss, der deine Karriereoptionen deutlich verbessert. Deine Vorteile sind:
- Chance auf ein höheres Gehalt,
- Chance auf innerbetrieblichen Aufstieg,
- zusätzliche praxisorientierte und betriebsspezifische Kompetenzen.
Abgrenzung: Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen oder Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen?
Die Weiterbildung zum Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen gibt es heute unter dem Namen nicht mehr. Bis 2015 konnten laufende Fortbildungsmaßnahmen mit Prüfung unter der alten Bezeichnung abgeschlossen werden. Seitdem ist die korrekte Bezeichnung Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen. Die Änderung basiert auf neu strukturierten Inhalts- und Prüfungskriterien, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Juli 2011 mit der neuen Verordnung zum Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen auf den Weg brachte. Beide Abschlüsse sind inhaltlich jedoch sehr ähnlich und auf dem Arbeitsmarkt gleichwertig. Umgangssprachlich hat sich der neue Name Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen noch nicht durchgesetzt.
Welche Berufschancen hat ein Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen?
Im Sozial- und Gesundheitswesen suchen Einrichtungen, Träger und Verbände sowie private Anbieter händeringend nach gut qualifiziertem Fachpersonal. Das betrifft auch Aufgaben im mittleren Management. Mit einer Weiterbildung zum, Fachwirt im Sozialwesen und Gesundheitswesen steigerst du deine Chancen, eine dieser Positionen zu erreichen.
So groß das Arbeitsfeld der Branche ist, so vielfältig sind mögliche Aufgaben der Fachwirte im Sozial- und Gesundheitswesen. Du bist verantwortlich für typische betriebswirtschaftliche Aufgaben von Rentabilitätsrechnung über Controlling bis hin zum Personalwesen, musst dabei aber die rechtlichen und branchentypischen Rahmen des Sozial- und Gesundheitswesens beachten. Darüber hinaus stehen dir Tätigkeiten in der innerbetrieblichen Aus- und Weiterbildung, im Marketing oder in der strategischen Ausrichtung von Angeboten bzw. Dienstleistungen offen.
Deine Karrierechancen sind sehr gut. Du konkurrierst mit Betriebswirten und ausgebildeten kaufmännischen Fachkräften, kannst aber durch deine praxisorientierte und der häufig an den Erfordernissen deines Betriebs ausgerichteten Weiterbildung punkten. Durch deine in der Qualifikation erworbenen Kenntnisse des Sozial- und Gesundheitssystems bist du je nach Arbeitgeber sogar eine Idealbesetzung im mittleren Management dieses sehr breiten und wachsenden Wirtschaftszweigs.
Gehalt: Was verdient ein Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen?
Als Fachwirt hast du deutlich bessere Aufstiegschancen. Gegenüber anderen Beschäftigten zeigt sich die höhere Qualifikation auch im Gehalt. Allerdings bleibt dieses hinter dem von Betriebswirten und Studienabgängern zurück. Anfangs kannst du als Fachwirt im Sozialwesen und Gesundheitswesen mit einem Monatsbruttogehalt von ca. 2.500 Euro rechnen. Mit wachsender Berufserfahrung steigt in der Regel das Einkommen und kann Beträge um 3.000 bis 3.500 Euro erreichen.
Diese Angaben basieren jedoch auf sehr uneinheitlichen Gehaltschancen. Denn auf dein tatsächliches Gehalt haben Aspekte Einfluss, die über deine Qualifikation hinausgehen. So zahlen kleine Arbeitgeber wie lokale Vereine oder Heime häufig deutlich geringere Gehälter als große Arbeitgeber wie Kliniken oder überregionale Verbände. Die Gehaltschancen sind außerdem von der Region abhängig. Im Süden der Republik kannst du deutlich mehr verdienen als im Norden und Osten. Auch die Ausrichtung des Arbeitgebers hat einen Einfluss. Gemeinnützige Träger zahlen tendenziell wenig, große Kliniken oder Krankenkassen zahlen häufig etwas mehr.
Voraussetzungen für eine Weiterbildung zum Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen
Hinweis: Es gibt keinen vorgeschriebenen Ausbildungsweg zum Fachwirt. Lediglich die Bedingungen und Inhalte der Prüfung sind durch eine entsprechende Verordnung festgelegt. Du kannst auch ohne eine Weiterbildung eine Prüfung vor der IHK oder vergleichbaren berechtigten Gremien ablegen. Allerdings ist dies nicht zu empfehlen.
Um eine Prüfung zum Fachwirt im Sozialwesen und Gesundheitswesen zu absolvieren, musst du die bundeseinheitlichen Prüfungszulassungsvoraussetzungen erfüllen. Diese lauten:
- Du kannst eine abgeschlossene Berufsausbildung und eine mindestens einjährige Tätigkeit jeweils im Sozial- und Gesundheitswesen vorweisen oder
- du hast eine Ausbildung in einem kaufmännischen Beruf abgeschlossen und wenigstens danach wenigstens drei Jahre Berufserfahrung im Sozial- und Gesundheitswesen gesammelt oder
- du kannst eine wenigstens fünfjährige Berufserfahrung im Sozial- und Gesundheitswesen nachweisen oder
- du verfügst über ein abgeschlossenes Hochschulstudium und eine zweijährige Berufserfahrung im Sozial- und Gesundheitswesen.
- Alternativ kann dich die prüfende IHK auf Antrag zulassen, wenn du über vergleichbare Kenntnisse verfügst.
Tipp: Die nachzuweisende Berufserfahrung schließt die Zeit der Weiterbildung vor der Prüfung zum Fachwirt ein. Denn du musst die Zulassungsvoraussetzungen erst bei der Meldung zur Prüfung erfüllen.
Persönliche Voraussetzungen für die Weiterbildung zum FW-GuS
Wenn du an einer Qualifikation zum Fachwirt im Sozialwesen und Gesundheitswesen interessiert bist, solltest du außerdem über persönliche Fähigkeiten und Kompetenzen verfügen. Dazu gehören:
- soziale Kompetenz,
- Serviceorientierung,
- Spaß am Umgang mit Menschen,
- Kommunikationsstärke,
- gutes Zahlenverständnis,
- Interesse für rechtliche Handlungsgrundlagen,
- Organisationstalent,
Diese Eigenschaften sind nicht zwingend erforderlich. Sie helfen dir aber, die Inhalte der Weiterbildung und die anschließenden neuen Herausforderung im Beruf besser bewältigen zu können.
Weiterbildungsmöglichkeiten zum Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen
Wenn du eine Weiterbildung zum geprüften Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen anstrebst, stehen dir mehrere Wege offen. Es existiert keine Vorgabe, wie du dir das Wissen aneignest, dass die IHK in der Prüfung abfragt.
Die IHK empfiehlt einen Vorbereitungskurs von rund 600 Unterrichtsstunden. Nicht alle Bildungsanbieter erfüllen diese Zahl. Viele orientierten sich jedoch daran, um dir eine bestmögliche Vorbereitung zu ermöglichen. Bildungsanbieter sind unter anderem Fernschulen und Bildungsakademien. Zu unterscheiden sind insbesondere Fernlehrgänge und Präsenzlehrgänge, wobei du dich jeweils in Vollzeit und Teilzeit weiterbilden kannst.
Tipp: Viele Angebote beinhalten eine abschließende einwöchige Prüfungsvorbereitung. Bist du berufstätig, musst du dafür keinen Urlaub aufwenden. Denn du kannst einen Antrag auf Bildungsurlaub stellen, der in den meisten Fällen gewährt werden muss (hierzu gibt es in den Ländern unterschiedliche Regelungen).
Fernlehrgang zum Fachwirt im Sozialwesen und Gesundheitswesen
Mehrere Fernakademien bieten Fernlehrgänge zum FW-GuS an. Wählst du diesen Weg, hast du den Vorteil, dass du deine Zeit frei einteilen kannst. Du musst lediglich das Lernpensum schaffen. Die Fernakademien erlauben dir dabei teilweise das Anrechnen von Vorleistungen und die Qualifizierung in Teilzeit. Fernkurse dauern zwischen drei und 24 Monate, und verlängern sich ggf. wenn du mit verringerter Wochenstundenzahl am Fernkurs teilnimmst.
Ein weiterer Vorteil ist die Ortsunabhängigkeit. Du belegst dieses „Fernstudium“ und kannst von zu Hause aus lernen und an Online-Veranstaltungen teilnehmen. Lediglich für Prüfungen und ggf. vereinzelt in den Lehrplan eingebaute Präsenzseminare musst du vor Ort sein. Die Variante des Fernlehrgangs eignet sich daher ganz besonders, wenn du kleine Kinder versorgen musst oder abseits der Städte zu Hause bist.
Weiterbildung in Vollzeit oder Teilzeit?
Eine ebenfalls große Auswahl an Vorbereitungskursen mit Präsenzpflicht findest du in größeren oder zentral gelegenen Städten. Eine große Zahl von Bildungsakademien bietet entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen in verschiedenen Varianten an. Du kannst wählen zwischen einem Lehrgang in Vollzeit, Teilzeit sowie als Abend-, Wochenend- und Blockseminar. Dabei können die Lehrgänge den Umfang von wenigen Wochenstunden über zum Beispiels zwei Jahre haben oder in aufeinanderfolgenden Tagesseminaren innerhalb weniger Wochen abgeschlossen sein. Es gibt Veranstaltungen am Tag oder Abend oder an Wochenenden. Daher kannst du an vielen Orten eine Weiterbildung wählen, die deinen Bedürfnissen entspricht. Bist du beispielswiese berufstätig, ist ein berufsbegleitender Abendlehrgang oder ein Angebot mit Wochenendseminaren eine gute Wahl.
Prüfungen zum Fachwirt im Sozial und Gesundheitswesen: Erfolgschancen
Wenn du einen Fernkurs oder ein anderes Bildungsangebot wahrnimmst, bist du auf die Prüfung vor der IHK gut vorbereitet. Es kursieren immer wieder Zahlen, dass die Durchfallquote, also der Anteil der nicht bestandenen Prüfungen, sehr hoch sei. Es gibt allerdings keine verlässlichen Gesamtzahlen, sodass aus einzelnen Zahlen keine überdurchschnittlich große Durchfallquote abgeleitet werden sollte. In der Regel bieten Fernkurse und Präsenz-Lehrgänge sehr gute Chancen auf ein gutes Ergebnis. Einzelne Fernakademien werben sogar mit Erfolgsquoten um 90 Prozent.
Kosten: Lohnt sich der Abschluss zum Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen?
Wenn du dich ohne Lehrgang zu einer Prüfung melden möchtest, fällt nur die Prüfungsgebühr von ca. 500 Euro an. Der genaue Betrag unterscheidet sich regional von IHK zu IHK. Der sichere und nachdrücklich zu empfehlende Weg ist der über einen Fernkurs oder einen Präsenz-Lehrgang. Durch diese Weiterbildung entstehen dir Kosten in Höhe von ca. 2.200 – 2.800 Euro. Einzelne Akademien können abweichende Preise verlangen.
Die Kosten für die Weiterbildung zum FW-GuS sind vergleichsweise gering. Das hat zwei Vorteile: Du kannst diese ggf. ohne Bildungskredit oder Meister-BAföG sowie ohne mögliche Beteiligung des Arbeitgebers allein stemmen. Außerdem hast du die Investition bereits nach kurzer Zeit durch ein höheres Gehalt wieder heraus. Daher lohnt sich auch in Anbetracht der besseren Berufschancen eine Weiterbildung zum Fachwirt im Sozial- und Gesundheitswesen.